8. SONNTAG IM JAHRESKREIS

2. März 2014

Evangelium nach Matthäus (6,24-34)

Gedanken zum Evangelium

Ist da beim Hören dieser Worte Jesu auch bei Ihnen ein spontanes Gefühl des Widerstandes und der Skepsis aufgekommen? Was behauptet Jesus da? Das ist doch unrealistisch! In diesem Leben muss man doch vorsorgen, und da sollten wir uns keine Sorgen machen? Wir haben doch vorzusorgen – finanziell durch eine private Renten-versicherung, Absicherungen gegen alle Eventualitäten durch Versicherungspolizzen, regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen... Wir brauchen doch einen sicheren Job, damit wir Essen, Trinken, Kleidung und Wohnung haben? Und wir müssen uns doch auch um die Zukunft unserer Kinder sorgen? Sich nicht sorgen wäre doch verantwortungslos! Solche und ähnliche Gedanken kommen da auf, wenn man Jesus reden hört. Was meint er da wirklich? Er ist doch nicht lebens- und weltfremd!

Ich würde sagen: Im Gegenteil! Jesus weiß um die Situation der Menschen, er kennt ihre Sorgen und spürt, was sie umtreibt, was sie rastlos und ruhelos sein lässt. Er kennt die uns oft quälenden Sorgen, unsere innere Unruhe, unser Getrieben-Sein, uns für die Zukunft abzusichern, damit wir irgendwann einmal ruhig und sorgenfrei leben können. Er kritisiert aber die übertriebene, überzogene und übersteigerte Sorge und dass wir so tun, als ob alles allein von uns abhängt. Er sagt: „Wenn ihr euch auch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben auch nicht um einen Tag verlängern“!

Um wirklich verstehen zu können, was Jesus meint, ist es, glaube ich, hilfreich zu unterscheiden zwischen „Sich-Sorgen-um“ und „Sich-Kümmern-um“. Es ist wichtig und realistisch und verantwortungsvoll sich um all das zu kümmern, was man für ein normales Leben braucht. Ich muss etwas tun, denn es fällt nicht vom Himmel herunter. Nur spielt sich dieses „Sich-Kümmern“ zu allererst im Kopf ab. Ich plane und tue dann, was möglich ist. Bei der Sorge spielt meistens eine Form der Angst mit: Angst, dass ich nicht oder zu wenig haben werde, was ich mir wünsche oder brauche. Und das spielt sich im Herzen ab. Angst im Herzen macht krank, überfordert, nimmt einem die Freude am Leben. Diese Angst zu kurz zu kommen ist dann die Wurzel der Gier nach immer Mehr. Wir sind dann wie gefangen in unseren alltäglichen Fragen, Bedenken, Ängsten. Wir grübeln dann ständig und malen uns unruhig die Zukunft aus.

Gegen diese übertriebene Sorge wendet sich Jesus und will uns entlasten, unsere Sorgen relativieren, uns in Beziehung setzen zum Leben und zu Gott. Wer sich in Gottes Hand geborgen fühlt, verliert diese ängstliche Sorge, ohne deswegen aufzuhören, sich zu kümmern!

Der Glaube an Gott, das Vertrauen zu Gott, befreit uns von unseren Lebensängsten. Es hilft uns, mit einer inneren Gelassenheit zu leben. Und um unser Vertrauen zu Gott zu stärken, nimmt Jesus Beispiele aus der Natur: Wie die Vögel leben, die Blumen blühen, weil Gott es ihnen ermöglicht. Aber wir sind Gott viel mehr wert als sie. Sehr plastisch sagt es der Prophet Jesaja (1. Lesung): „Bringt eine Mutter es fertig, das Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat, zu vergessen? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich (Gott) vergesse euch nie!“ Gottes Gefühle für uns sind noch stärker, „mütterlicher“, als die Gefühle einer Mutter zu ihrem Säugling!

Jesus ruft uns auf zu einer Sorglosigkeit, zu einem Leben ohne Angst, weil wir uns von Gott getragen wissen. Habt keine Angst vor der Zukunft. Diese Zukunftsangst erschwert nur unnötig unser Leben. Jeder Tag hat genug an eigenen Plagen! Sucht zuerst Gott und sein Reich, lebt dadurch angstfrei, mit Zuversicht. Lasst euch nicht beherrschen von den vielen ängstlichen, materiellen Sorgen. Das Leben ist mehr.

Wenn ich Jesus so verstehe, dann bin ich ihm dankbar für seine Lebensorientierung.

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